Archiv – ein Wort, das schnell Assoziationen weckt: verstaubt, vergessen, vergangen. Falsch! Statt trockener Relikte lagern hier farbenfrohe Filmdosen – akkurat gestapelt, versehen mit sorgfältig gestalteten Etiketten, systematisch, ästhetisch, funktional. Die Regale wachsen Jahr um Jahr, bereit, aus allen Nähten zu platzen. An den Wänden wechseln die Filmplakate durch unsichtbare Hand und in der Luft liegt der spannende Geruch (er ist leicht säuerlich) von packenden Kinofilmen, die nur so nach der Leinwand lechzen. Hier schlummert Kino – roh, analog und ungezähmt findet sich hier Humor und Pathos, Trash und Arthouse, Klarheit und Obskurität ganz dicht beieinander. Es ist ein Ort der filmischen Verdichtung, eine Schatzkammer kollektiver Kinoträume. Zeit also, sich den Zelluloid-Geistern hinzugeben – Zeit, sie ans Licht zu holen.
Denn was hier bewahrt wird, ist nichts Geringeres als unsere eigene Kino-DNA: gewachsen aus Schenkungen, Tauschen, Rettungen, Entdeckungen, aus allen Ecken der Kinowelt gesammelt, mit Leidenschaft, Filmgeschmack und einer Menge Hingabe. Seit der ersten 35mm-Kopie, die wir 2017 entdeckten – ein tschechischer Western mit italienischen Untertiteln – haben wir uns der Idee verschrieben, analoges Kino nicht nur zu archivieren, sondern lebendig zu halten: durch Vorführungen, solange das Material es erlaubt, bevor es unwiderruflich verschwindet. Denn „Filme leben nicht im Archiv, sondern im Moment der Projektion.“* Zu jeder Vorführung zeigen wir zudem Kurzfilme aus 30 Jahren HfG-Filmgeschichte.
(*Sinngemäß nach Paolo Cherchi Usai, “The Death of Cinema” (2001).)
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