Wir freuen uns, euch eine ganz besondere Nachricht zu überbringen: Das Kino im Blauen Salon wurde mit dem Kinopreis des Kinematheksverbundes 2024 in der Kategorie „Kino, das zurückblickt“ ausgezeichnet! 🎉
Was für eine Ehre! Der 1. Platz in einer der vier Hauptkategorien des rennomierten Preises würdigt unsere langjährige Hingabe zur Bewahrung der Magie des klassischen Kinos und unser Engagement für historische Filmformate. Seit unserer Gründung haben wir uns als Ort etabliert, an dem die Filmgeschichte lebendig bleibt. Durch die leidenschaftliche Arbeit unserer Student*innen und Alumni wird das filmische Erbe nicht nur erhalten, sondern auch aktiv gefeiert.
Die Jury hat insbesondere unsere Arbeit mit 35mm- und 16mm-Filmformaten hervorgehoben, die Ausbildung unserer Projektionist:innen in der klassischen Vorführkunst sowie die kreativen Entscheidungen unseres ehrenamtlichen Teams.
Die Nachricht zwei Wochen vor der Preisverleihung traf uns alle eher unvermittelt ins Mark, wirklich kein Schwein hatte damit rechnen können. Seit 2023 haben wir das erste mal ein öffentlich durchgehendes Programm in der Stadt angeboten, seit 2024 sind wir zum ersten Mal halbwegs als Verein organisiert und haben gerade angefangen zu verstehen, was es bedeutet, ein Kino zu führen. Eher zum Spaß und als Übung zur Kommunikation nach draußen hatten wir unser Programm 2023 für den Kinopreis des Kinematheksverbundes eingereicht, es wurde in diesem Jahr wenig gespielt, bis April des Jahres war noch volle Baustelle im Blauen Salon und das Sommersemester wurde nur behelfsmäßig mit 16mm Kino und sehr wenigen Vorstellungen angegangen, da quasi keine Technik, Projektion und Infrastruktur im neu umgebauten Kinosaal vorhanden war. Umso größer war der Schock, als wir von der Deutschen Kinemathek die Nachricht erhielten, dass wir den ersten Preis in der Kategorie "Kino, das zurückblickt" gewonnen hätten und umso größer nach dem Schock die Freude und Euphorie im Team.
Tumultartige Zustände in der Telegramgruppe, Reisevorbereitungen, was ziehen wir an, wer hält die Dankesrede und was ist das überhaupt für ein Preis, wer hat ihn gewonnen, wie groß ist die Ehre, wie muss man das jetzt einordnen, wir sammelten uns noch zwei Wochen, realisierten, dass dieser Preis normalerweise an Kino-Riesen wie das DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt, das Filmmuseum München oder das Metropolis Kino in Hamburg übergeben werden und waren dann endlich bereit, die Reise nach Berlin anzutreten.
Die Preisverleihung war am Samstag, den 24.Oktober, da alle noch andere Termine hatten reisten wir mit einer kleinen Gruppe (Luca, Jason, Yael, Philip und Julia) nach Berlin, wo noch Leo, unser Webmaster dazustieß. Der ICE fuhr um 6:02 Uhr auf Gleis 3 am Karlsruher Hbf. Luca steckte im Karlsruher U-Bahn Untergrund fest, er hatte verpennt und die Bahn verpasst und wurde von Philip mit dem Stadtmobil eingesammelt. Müde und glücklich, dass niemand zurückgelassen werden musste fuhren wir nach Berlin. Philip hatte damit zu kämpfen, dass er die Rede halten sollte, und aussah, wie ein Zombie, da er in dieser Nacht um 3:00 ins Bett gegangen war, und um viertel vor 5 der Wecker klingelte, Versuche im Zug zu schlafen schlugen fehl.
Nach Ankunft in Berlin gegen 13 Uhr, und nachdem alle in ihren Unterkünften eingecheckt hatten (und nachdem Philips Versuche zu Schlafen erneut fehlgeschlugen waren), trafen wir uns um 16:45 am Potsdamer Platz um uns noch einen Film zusammen anzusehen, den Luca empfohlen hatte. Im Rahmen des "Film Restored Festival" der Deutschen Kinemathek, in das auch der Filmpreis eingebettet war, lief im Kino Arsenal in Anwesenheit von Doris Dörrie deren Film "Ob's stürmt oder schneit", ein Dokumentarfilm über ein Landkino in tiefster bayerischer Provinz, in dem eine Kinobetreiberin in den 70er Jahren dem Kinosterben furchtlos tief in die Augen blickte. Die Preisverleihung sollte direkt danach um 20 Uhr stattfinden, Philip versuchte zu schlafen, aber es ging nicht.
Wir gingen noch kurz zu Vapiano um die Ecke und bestellten etwas zu essen, und Philip einen Wein um in Stimmung zu kommen. Bestellt wurde per App und kurze Zeit später kam das Tablet mit unseren Bestellungen, die witzigerweise bis auf eine Ausnahme Penne mit Pesto Basilico darstellte. Philip wurde aufgemuntert, er würde das schon machen.
Dann ging alles sehr schnell, wir gingen zurück ins Filmhaus, alle waren schon dort, die Kinobetreibenden standen in Grüppchen, alte Hasen, man kannte sich, wir kannten niemand, und schlichen uns in den Kinosaal. Kurzer Vorfilm, Anmoderation, würde unsere Kategorie direkt zu Anfang kommen, ja kam sie, erst die zweiten Plätze, 4 Kinos, alles bekannte Namen, niemand musste etwas ins Mikro sagen, uns fiel ein Stein vom Herzen, alle blieben auf der Bühne stehen, toll nicht alleine da oben, aber nein, nein, die zweiten Plätze wurden wieder von der Bühne gescheucht, nein, bleibt da! Jetzt wir, Augen zu und durch, ein Mirko wird uns zugereicht, oh nein, wieso? Kleine Erklärung der Jury, wir fühlen uns geehrt und dann das Mikro, jetzt müssen wir was sagen, ja gut, danke oder? Vielen Dank an alle, die HfG und alle die immer an uns geglaubt haben, kein Drama, sachlich bleiben. Und dann war's vorbei.
Es folgten vielmals Klatschen, es waren ja immerhin 21 Preise, der Hauptpreis, der Lotte Eisner Preis ging an das Zeughauskino, gute Arbeit, Kollegen, dachten wir uns stolz und gönnerhaft. Dann noch der Ehrenpreis an Helke Sander, deren Bitte an die Laudatio-Rednerin, es kurz zu machen, offensichtlich nicht erhört wurde. Und dann war Party-Time. Im Event-Saal im 4. Stock des Filmhauses gab es Wein, Bier, Brezeln und DJ. Noch ein paar Fotos gemacht für die Presse und dann ab aufs Tanzparkett, Luca wollte durchmachen, weil sein Zug schon früh ab Sonntagmorgen fuhr und versuchte, dieses Unterfangen zu bewerben, indem er versuchte alle abzufüllen.
Dann folgte noch das kurze Highlight des Events: Der Gehstock von Helke Sander war veschwunden. Musik aus, Licht an, alle Leitenden Angestellten der Deutschen Kinemathek waren sichtlich in Aufruhr, eine Katastrophe, Frau Sander war unmütig, sie wollte nach Hause, aber nicht ohne ihren Stock. Philip und Leo hatten beobachtet, wie Frau Sander einige Minuten zuvor den Saal mit Gehstock verlassen hatte, ihren Erklährungen zufolge musste der Stock jedoch im Saal zurückgelassen worden sein. Sie hatte das wohl nicht mehr richtig im Kopf, und während ganz Kino-Deutschland im Saal den Stock der Ehrenpreisträgerin suchte, verschwand Philip leise in der Lobby, wohin er Sander einige Minuten zuvor gehen sah. Und da war der Stock, er hing tiefenentspannt am Geländer bei der Garderobe. Anke Hahn kam panisch um die Ecke und ihr Gesichtszüge hellten sich zu einem Strahlen auf, als wäre sie soeben Zeugin eines Wunders geworden. Philip kam nun von Frau Hahn die Ehre zuteil, dass er als rechtmäßiger Finder des Stockes diesen nun auch an ihre Besitzerin überreichen dürfe. Ein Applaus und Getose überkam den Saal, der die Preisübergabe im Kino Arsenal um einige Dezibel überstieg. Alle waren happy, Frau Sander konnte endlich nach Hause, der Rest blieb, der Wein floss und alle konnten sich gebührend feiern.
Danach setzen wir uns noch in die Hotelbar des Motel One ab, indem Jason residierte und ließen den Tag entspannt ausklingen, um 3 Uhr hieß es Gute Nacht und man trennte sich in die verschiedenen Unterkünfte auf.
Am nächsten Tag schlenderten wir noch ein wenig durch das sonnige Berlin, waren zu Gast in hippen Cafés und dann ging es auch schon wieder zurück nach Karlsruhe, unseren ersten Preis in der Tasche...
Ein riesiges Dankeschön geht an alle, die zu diesem Erfolg beigetragen haben! Ihr macht den Blauen Salon zu einem einzigartigen Ort der Filmkultur. Wir freuen uns auf viele weitere unvergessliche Kinoabende mit euch! 🎬✨