Im Rahmen eines Workshops an der HfG Karlsruhe stellt der Künstler Siska im Blauen Salon zwei Filme vor, die sich mit Archiv und Archäologie beschäftigen. Die Filme sind "In the Ruins of Baalbeck Studios" (2017) und "J€sus $aves" (2024, in Arbeit). Durch archäologische Recherche und filmische Codes hinterfragt Siska Prozesse der Archivierung, Erinnerung und Geschichtsschreibung. Eine Einführung und Q&A runden das Programm ab. Der Filmabend ist eine Kooperation zwischen dem Blauen Salon und dem Fachbereich Szenografie und Ausstellungsdesign unter der Leitung von Prof. Constanze Fischbeck.
Die Geschichte dieses Filmprojekts dreht sich um das größte Filmproduktionsstudio der arabischen Welt und sein verlorenes Archiv. Die Überreste des Studio Baalbek, einer weißen Villa mit offenen Türen, zerbrochenen Fenstern und einem Garten voller wilder Pflanzen und Kiefern, liegen am Charles Helou Boulevard im Osten von Beirut und wirken wie ein lebloser Ort. Doch auch wenn das 1962 gegründete, einst florierende Produktionshaus dem libanesischen Bürgerkrieg (1975-1990) zum Opfer fiel, so hat es doch einen Schatz an Sprachaufnahmen und Filmen hinterlassen, die bis heute in der gesamten arabischen Region berühmt sind und Produktionen von Erbil bis Amman und von Damaskus bis Kairo umfassen. Die Nachlässigkeit der libanesischen Behörden hat dazu geführt, dass Teile dieses Archivs in den feuchten unterirdischen Lagerhallen verschimmelt sind. Bayna Hayakel Studio Baalbeck zeigt den Verfall des Filmerbes im Libanon und führt durch die Blütezeit des libanesischen Kinos in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren - eine Zeit, in der immer mehr ägyptische Produzenten und Regisseure in den Libanon zogen, um dort Filme zu drehen, was teilweise auf Nassers Verstaatlichung des ägyptischen Kinos zurückzuführen war.
J€SUS $AVES erforscht die Archäologie Hollywoods sowie den arabischen Fetischismus im Kino und in der frühen Filmindustrie. Es ist eine Reflexion darüber, wie der Einfluss Hollywoods unsere Wahrnehmung von Ethnie, Geschlecht und Macht prägen kann. In Los Angeles habe ich mit der Recherche begonnen und 16-mm-Filme gedreht. In den Dünen bei Guadalupe, Kalifornien, auf halbem Weg zwischen San Francisco und L.A., baute Cecil B. DeMille für seinen Stummfilm Die Zehn Gebote die größte Filmkulisse der Geschichte. Das Set trug den Namen „The City of the Pharaoh“. Nach den Dreharbeiten ließ DeMille die gesamte Kulisse abbauen und heimlich in den Dünen vergraben. J€SUS $AVES nimmt dies zum Anlass, um Themen wie kulturelle Aneignung und Zugehörigkeit zu erforschen.