Am Samstag, dem 16.11., hatten wir ganz besonderen Besuch: Günter Kautzmann aus Leonberg, Jahrgang 1940. Er hatte uns kontaktiert, weil er auf unserer Website gelesen hatte, dass wir noch heute 35mm projizieren und Bauer-Projektoren des Typs B14 verwenden. Neugierig, was ein Mann seines Alters von uns wollte, luden wir ihn ein – und bekamen eine Begegnung, die uns alle tief berührt hat.
Kautzmann begann seine Laufbahn in den 1950er-Jahren, als er neben seiner Lehre zum Feinmechaniker in Stuttgarter Kinos als Filmvorführer arbeitete. Kurz darauf wechselte er zu Kino-Bauer nach Untertürkheim, wo er – noch unter dem legendären Eugen Bauer selbst – seine Ausbildung fortsetzte. Später leitete er das Werkskino von Bauer, in dem Kunden aus aller Welt die neuesten Projektoren vorgestellt wurden. Dort fanden auch die damaligen Filmvorführer-Prüfungen statt, die bis in die 60er-Jahre verpflichtend waren.
Besonders schmunzeln mussten wir über seine Anekdote zur eigenen Prüfung: Obwohl er bereits das Werkskino leitete, hatte er selbst keinen Vorführschein. Als er zur Prüfung gerufen wurde, sagte der Prüfer nur: „Kautzmann, ich kann Ihnen doch nicht in Ihrem eigenen Kino zeigen, wie man vorführt. Sie haben bestanden.“ Ein „Schein ohne Prüfung“ – bis jetzt.
Denn als er in unseren Vorführraum trat, wurde sofort klar: Hier begegnete jemand seiner Vergangenheit. Er streichelte unsere Bauer B14 Projektoren, denn genau diesen Typ hatte er damals im Werk selbst montiert. Vielleicht – so stellen wir es uns gerne vor – hielt er genau die Geräte in den Händen, die er einst gebaut hatte.
Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, ihm seine längst überfällige Prüfung „offiziell“ abzunehmen. Nach über 65 Jahren legte er den Film ein, als hätte er es gestern zuletzt getan. Vom Winde verweht flackerte mit leichtem Roststich perfekt über die Leinwand. Eine Vorführung mit Bravour.
Nach seiner Zeit bei Kino-Bauer zog es Kautzmann in die USA, später arbeitete er im Fotofachhandel mit Schwerpunkt Schmalfilmprojektoren. Seit seiner Rente widmet er sich wieder seiner großen Leidenschaft: der Geschichte des Kinos. Heute hält er Vorträge über die Magie der frühen Projektion – von der Laterna Magica bis zum modernen Film.
Dieser Besuch war für uns mehr als ein Treffen. Es war eine lebendige Erinnerung daran, wie viel Herzblut, Handwerk und Geschichte in jedem einzelnen Projektor steckt – und wie sich manchmal nach Jahrzehnten ein Kreis schließt.