Liebe 1962

Regie: Michelangelo Antonioni | Frankreich, Italien 1962 | 126 min | 35mm | Originalfassung mit englischen Untertiteln | mit Alain Delon, Monica Vitti, Francisco Rabal

Sein klagendes, beklemmendes Finale – eine Symphonie stumm lauschender Objekte an einer unscheinbaren Straßenecke Roms, bestimmt für ein Rendezvous, zu dem keiner der Liebenden erscheint – zählt zu den revolutionärsten und zu Recht gefeierten Momenten des europäischen Kinos der Jahrhundertmitte. Doch L’eclisse ist durchweg von derselben filmischen Brillanz geprägt: Antonionis Darstellung urbaner Entfremdung schreibt sich schleichend in die zum Scheitern verurteilte Affäre zwischen einer Übersetzerin (Monica Vitti) und einem Börsenmakler (Alain Delon) ein. In meisterhaft komponierten Tableaus entlarvt Antonioni die innere Leere der neureichen Gesellschaft Roms und deutet an, dass hinter der modernen Blasiertheit eine tiefere Ruhelosigkeit liegt. Vittoria scheint von der Liebe ermüdet, ihre Beziehung zu Piero bleibt oberflächlich, mehr ein Spiel als echtes Gefühl. Die letzten sieben Minuten des Films führen diese Ästhetik des Verschwindens zur Perfektion. Ein Werk stetig wachsender Unruhe, dessen seismische Erschütterung Martin Scorsese als „Fortschritt im Erzählen“ beschrieb.

Leihgabe der Filmkopie mit freundlicher Unterstützung von Cinecittà Luce.
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