Seit den Gebrüdern Lumière wurde die Filmkamera zigfach auf die Ein- oder Vorbeifahrt eines Zuges, aber auch auf dessen Überfall oder Entgleisung gerichtet. Peter Tscherkasskys Found-Footage-Film Train Again (2021) versammelt zahlreiche solcher Szenen und Kameraeinstellungen, um an ihnen das elementare Vokabular des Kinos zu entfalten und zugleich die Schönheit des analogen Films zu demonstrieren, die sich in der künstlerischen Anverwandlung filmhistorischer Vorbilder zeigt.
Die Vorführung wird um Tscherkasskys Kurzfilm L’Arrivée (1998) ergänzt sowie um Auszüge aus einem aktuellen Interviewfilm, in dem der Filmkünstler seine Arbeitsweise erläutert. Als Bonusprogramm wird Trans-Europ-Express (1966) von und mit Alain Robbe-Grillet gezeigt. Film an–Zug ab!
Ein Filmproduzent, ein Regisseur und ein Assistent fahren mit dem Trans-Europ-Express von Paris nach Antwerpen. Im Zug kommt ihnen die Idee für einen Film über einen Drogenschmuggler und sie visualisieren ihn, während sie das Drehbuch aufnehmen.
Das Kino liegt ja angeblich in den letzten Zügen. Und so rattert Tscherkassky durch die Filmgeschichte, als gäbe es kein Morgen. Alles Flirren und Klirren des komponierwütigen Actionkrachers TRAIN AGAIN bäumt sich auf gegen den Bedeutungsverfall der einst so innovativen siebten Kunst. Ein sich methodisch vergaloppierender Husarenritt, ein Crashkurs in rasendem Stillstand, ein apokalyptischer Bildkollaps, ein Katastrophenthriller – und ewig ächzt die Kurbelwelle des alten Kinos. Wer keine Schraube locker hat, lässt sich davon gern überrollen.
Der erste Kurzfilm der Cinemascope-Trilogie von Peter Tscherkassky ist ein fragmentarischer Blick auf Bilder, die in chaotischem Rhythmus pulsieren, während sie am weißen Rand um Platz in seiner Palette kämpfen. Gespiegelte Einzelbilder, die durch den weißen Rand gespalten werden und versuchen, sich wieder zusammenzufügen wie die Pole eines Magneten, ein Zug, der sich einem Bahnhof nähert und mit sich selbst in einem glühend heißen Chaos kollidiert.
Eine Lokomotive fährt vom Ringlokschuppen auf ein Gleis, wo sie sich mit mehreren Personenwagen koppelt. Um 2:10 Uhr nachmittags verlässt sie den Bahnhof und fährt durch die Landschaft zu ihrem Ziel. Der Film besteht aus einer Montage von Aufnahmen, zum Teil in Nahaufnahme, der Lokomotive und ihrer Getriebe und Räder. Mit den begleitenden Umgebungsgeräuschen und einem orchestralen Score wird die Kraft und Geschwindigkeit der Lokomotive in den Vordergrund gestellt. Parallele Linien mehrerer Gleise, Telefondrähte und Bäume bestätigen eine sorgfältige Komposition.